Stephan Immega läuft Marathon in 2:54 Stunden
Tansania-Kilimanjaro/RHÖ – Stephan Immega reiste mit dem Landessportbund Niedersachsen nach Tansania in Ostafrika am Indischen Ozean. Dort erlebte die siebenköpfige Delegation ereignisreiche Tage mit zahlreichen Begegnungen und Besichtigungen im Land. Ziel der Reise sollte es sein, Möglichkeiten sportpolitischer Beziehungen zu prüfen und gegebenenfalls einzugehen, sowie Menschen durch Sport zu verbinden.
Der sportliche Höhepunkt bildet für die Läufer Stephan Immega und Christin Kulgemeyer der Kilimanjaro Marathon. Die Anreise verläuft per Flug von Hannover nach Amsterdam, von dort weiter bis zum Flughafen Kilimanjaro International. Dort sieht die Reisegruppe mitten in der Nacht nach 11,5 Stunden Flugzeit, als erstes einen landestypischen Marabu zur Begrüßung, einem afrikanischen Storch. Weiter geht die Reise durch das Land nach Dar es Salaam und Kibaha. Während der Busfahrten sieht man schnell es handelt sich um ein Drittwelt-Land. Viele Menschen sitzen am Straßenrand und versuchen aus dem Verkauf von Lebensmitteln, Kleidung oder anderer Kleinigkeiten etwas Geld für den Tag zu verdienen. Einige warten am Straßenrand auf Arbeitgeber, die sie vielleicht mitnehmen, um als Handlanger auf Baustellen arbeiten zu können. Beim Besuch einer Grundschule und einer weiterführenden Schule wird der Kontakt zur Bevölkerung hergestellt und man tauscht sich aus. Viele Kinder laufen oft weite Strecken zu Fuß zur Schule. Beide Schulen machen einen guten ersten Eindruck, der Grund hierfür ist jedoch Filbert Bayi, ein Privat Investor und Schulleitungsmitglied. Filbert Bayi, der ehemalige Olympiazweite und Weltrekordhalter von 1974 über die 1500 Meter, ist ein Vorbild und Idol für viele Menschen in Tansania. Durch seine finanziellen Mittel konnte eine der besten Sportstätten und Schulen des Landes erbaut werden. Kommen einer Schule jedoch keine privaten Mittel zu, prägt große Armut das Bild der Schullandschaft.
Die Reise führt weiter nach Bariadi, hier wartet bereits ein ganzes Dorf auf die Niedersachsen. Nach der Ankunft werden alle herzlichst zu einem Bonanza Festival (Sportfest) eingeladen. Die 400 Schüler warten darauf, den Gästen stolz ihre sportlichen Fähigkeiten zeigen zu können- dieses übrigens alles ohne Sportschuhe. Nach vielen 100 Meter Läufen wird sogar der zukünftige „Bolti“ entdeckt (Vorbild ist 100 Meter Weltrekordhalter Usain Bolt). Der 8-jährige ist ein echtes Talent, welches jedoch wie so viele Talente in diesem Land bei fehlender Unterstützung ,,nur“ ein Talent bleiben wird. Im Anschluss wird wieder einmal die große Gastfreundschaft und Herzlichkeit dieser afrikanischen Menschen bei einem Abendessen deutlich. „Finanzielle Armut herrscht gefühlt im ganzen Land, aber eine Armut an Freundlichkeit und „Herzenswärme“ herrscht hier sicher nicht.“ so Stephan Immega, der selbst auch als Lehrkraft an einer Grundschule in Sillenstede arbeitet. Einen weiteren bleibenden Eindruck dieser Reise erfährt die Delegation auf einer Safari durch die Ngorongoro-Conservation Area. Innerhalb des Kraters, der durch den Zusammenbruch eines Vulkans entstanden ist, leben etwa 25.000 Tiere sowie viele Massai-Völker. Afrikas ,,Big Five“ mit Rhinozeros, Löwe, Leopard, Elefant und Büffel sind hier ebenfalls anzutreffen. Der Anblick dieser Artenvielfalt in dieser Naturlandschaft ist atemberaubend. Am Sonntag war dann für Immega und Kulgemeyer der Kilimanjaro Marathon zu bewältigen. Einen Tag zuvor, bei der Besichtigung der Strecke, wird den beiden Läufern klar, dieser Marathon wird nicht umsonst „schwerster Marathon Afrikas“ genannt.
Gestartet wird bereits um 6:30 Uhr, um der hohen Luftfeuchtigkeit und den Temperaturen etwas zu entgehen. Im Stadion von Moshi, wo sich der Start befindet, finden sich in der Dunkelheit viele tausend Läufer aus 40 Nationen ein. Nachdem der wellige Halbmarathon mit vielen Berganstiegen, gesäumt von zahlreichen Zuschauern an der Strecke überstanden ist und so langsam die Temperaturen auf 30 Grad steigen, geht es noch 11 Kilometer mit 700 Höhenmetern auf den Kilimanjaro hinauf. An Bananenplantagen vorbei, erreichen Immega und Kulgemeyer den höchsten Punkt der Marathon-Strecke. Nun geht es wieder 10 Kilometer bergab in Richtung Stadion, wobei die Luft langsam unerträglich heiß wird. Da es in weiten Teilen des Landes keine Müllabfuhr gibt, wird vor allem am Sonntag viel Müll verbrannt und so bedecken dunkle Rauchwolken den sonst so klaren Himmel. Mit großem „Muskelkater“ erreicht der Läufer der LG Harlingerland als ,,erster Weißer“ das Ziel in 2:54 Stunden. „Das war der härteste Marathonlauf den ich jemals erlebt habe, die Luftfeuchtigkeit macht einem zu schaffen“, so der siebenfache Ossiloop Sieger nach dem Lauf erschöpft. Bei der Siegerehrung gibt es bei den Männern auf dem Podest ein bekanntes Bild zu den großen Läufen in Europa, unter den ersten 10 Läufern befinden sich nur Läufer aus Kenia. Bei den Frauen konnte Läuferin Christin Kulgemeyer (3:24 Stunden) aus Osnabrück eine Top-Ten Platzierung einnehmen. Sie wurde, so wie alle anderen Läufer auch, auf einer großen Bühne wie ein Pop-Star gefeiert. Am letzten Tag der Reise wurde noch ein Massai- Dorf besucht, danach ging es wieder zum Airport Kilimanjaro auf den Heimflug. Als Immega auf die Startbahn blickt, fällt ihm wieder die erste Begegnung mit dem afrikanischen Storch ein. Gedankenverloren an die letzten Tage denkt er sich, die Worte des Marabu an uns hätte er vielleicht so gewählt, wie ein Dorfbewohner in Bariadi an uns- „Feel free, enjoy, and most importantly, feel at home in Tansania.“ (Fühle dich frei, genieße, und vor allem, fühle dich zu Hause in Tansania.