„Der innere Schweinehund wird immer kleiner“


OSSILOOP BIANCA BREMER ist eine der Dörlooper in spe – Die 23-Jährige berichtet von ihren Qualen und Freuden
Die Frage „Na, wie läufts?“, hat die Esenserin seit Trainingsbeginn oft zu hören bekommen.

VON JENS SCHIPPER ESENS – Noch 17 Tage dann ist es soweit: Der Ossiloop geht in seine 35. Runde und damit geht auch die Vorbereitungszeit der sechsköpfigen Trainingsgruppe von HARLINGER und WOCHENBLATT zu Ende. Eine von ihnen ist
BIANCA BREMER. Die 23-jährige Verwaltungsbeamtin aus Esens boßelt seitdem sie laufen kann und bezeichnete sich vor der Aktion selber als eine SchönWetter-Läuferin. Mit welchen Rückschlägen sie während der Vorbereitung zu kämpfen hat, erzählt sie im Interview.

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FRAGE: Noch 17 Tage bis zum Ossiloop – steigt mehr die Vorfreude oder die Angst?
BIANCA BREMER: Vorfreude lediglich auf die letzte Etappe, bei der ich persönlich ja auch nach Hause laufe. Ein kleines Teilstück der sechsten Etappe ist auch hin und wieder Bestandteil meines Trainings und da fängt man schon ein bisschen an, den Moment herbeizusehnen. Die Etappen davor sind hier und da schon mit einigen Ängsten verbunden. Vor allem, weil ich nicht weiß wie ich mit den langen Strecken alle paar Tage so zurecht komme. Ich wäre mehr als enttäuscht, wenn ich wegen einer Verletzung oder Ähnlichem mitten drin abbrechen müsste.
FRAGE: Die Vorbereitung war und ist nach wie vor sehr intensiv. Stand jetzt: Fühlst du dich schon in Dörlooper-Form?
BIANCA BREMER: Das ist total unterschiedlich. Auf der einen Seite habe ich immer wieder und in letzter Zeit auch immer öfter das Gefühl, dass ich im Gegensatz zu Beginn unserer Trainingszeit schon wirklich etwas erreicht habe. Auf der anderen Seite kann man sich wohl nie gut genug auf etwas vorbereiten. Ob man als Neuling wirklich in Dörlooper-Form ist, weiß man wohl erst mittendrin.
FRAGE: Muskelkater oder Seitenstechen – was ist für dich persönlich schlimmer und wem bist du bis jetzt im Training häufiger begegnet?
BIANCA BREMER: Das ist schwer zu sagen. Muskelkater hatte ich mehr als Seitenstechen, wobei ich den Muskelkater nicht als großen Feind empfunden habe. Man quält sich kurz, aber es ist auch ein gutes Gefühl etwas getan zu haben. Seitenstechen ist dagegen einfach nur frustrierend, wenn man dadurch sein Tempo drosseln muss. Aber auch davon lernt man viel über sich. Ganz am Anfang musste da noch die Gehpause her, jetzt wird das einfach versucht weg zu atmen.
FRAGE: Wann hattest du zuletzt innerliche Zweifel an deinem Vorhaben mit Blick auf den Ossiloop?
BIANCA BREMER: Anfangs täglich. Vor allem bei schlechtem Wetter – meinem größten Trainingshindernis. Wenn jetzt mal eine Einheit so gar nicht mitläuft, zweifel ich schon wieder an meiner Entscheidung, das ist nach dem darauffolgenden Lauf oder ein paar aufmunternden Worten von Freunden und den anderen Läufern aber wieder verflogen.
FRAGE: Mit welchen Rückschlägen hattest du persönlich über die Vorbereitung zu kämpfen?
BIANCA BREMER: Ich habe mich leider gleich zweimal in der gemeinsamen Trainingszeit verletzt. Beim ersten Mal war der Ärger bei mir zwar zunächst sehr groß, nach einer Woche bin ich aber schon wieder gelaufen, weshalb es im Nachhinein nicht mehr so schlimm war. Nach zwei Wochen wieder im Training, musste ich dann gleich wieder drei Wochen Pause machen, das war schon hart. Man macht sich jeden Tag Gedanken, ob man es überhaupt noch schafft oder ob man jetzt diese einmalige Chance in dieser Gruppe damit vertan hat. Gerade in der Zeit standen sehr viele lange Strecken auf dem Trainingsplan. Die nicht gelaufen zu sein, beunruhigt mich immer noch etwas, da ich bestimmt ein paar Minuten über die sechs Etappen einbüßen werde. Aber umso glücklicher bin ich
auch, dass das Training danach wieder ohne Probleme anlief.
FRAGE: Über welche Entwicklung bei dir warst du persönlich am meisten erstaunt?
BIANCA BREMER: So oft ich damit kämpfe nach einem langen Arbeitstag dann doch noch laufen zu gehen, so erstaunt bin ich dann, wie viel besser ich mich nach dem Laufen immer fühle. Am meisten beeindruckt und gleichzeitig freut es mich, dass mein innerer Schweinehund merkbar immer kleiner geworden ist.
FRAGE: Zusammen läuft es sich meistens einfacher – wie würdest du die Stimmung innerhalb der Trainingsgruppe beschreiben und wie wichtig ist diese für dich?
BIANCA BREMER: Am Anfang hat mich die Gruppe ehrlich gesagt sogar eher demotiviert. Alle waren schon schneller und besser als ich und ich wusste noch nicht, ob ich das positiv für mich nutzen kann oder ob ich nach ein paar Wochen einfach nur hinterherhängen werde. Nach der ersten gemeinsamen Trainingseinheit war das aber kein Thema mehr, da haben wir wirklich einfach nur Spaß zusammen gehabt. Mittlerweile ist die Gruppe auch unverzichtbar geworden. Jeder unterstützt den anderen bei seinem persönlichen Ziel und mehr Motivation bekommt man fast nirgendwo.
FRAGE: Ist der Ossiloop auch Privat oder bei dir auf der Arbeit ein Gesprächsthema?
BIANCA BREMER: Ja, pausenlos und überall. Man verändert ja schon seinen Alltag, wenn man plötzlich drei bis vier Mal die Woche trainieren soll. Aber es sind auch wirklich wahnsinnig viele Leute interessiert daran, wie man sich so schlägt. Den Satz „Na, wie läufts?“ habe ich in den vergangenen drei Monaten unzählbar oft zu hören bekommen. Es ist eine riesige Motivation und ein tolles Gefühl von allen Seiten Zuspruch zu bekommen.
FRAGE: Wie lautet momentan deine persönliche Zielsetzung für den Ossiloop?
BIANCA BREMER: Meine ehrgeizige Seite möchte gerne einen Schnitt von zehn Kilometern pro Stunde laufen können. Ich bin auch wirklich überrascht, wie viel näher ich meiner Wunschleistung bereits kommen konnte. Im Endeffekt bin ich aber auch einfach nur glücklich, wenn ich alle Etappen schaffen werde.
FRAGE: Hättest du auch ohne diese Aktion am Ossiloop teilgenommen?
BIANCA BREMER: Ganz ehrlich, ich glaube nicht. Ich bin vorher zwar mal fünf Kilometer mit einer Freundin im Wettkampf gelaufen, darüber ging es aber nie hinaus, auch wenn der Ossiloop als Traum immer wieder ein Thema war. Ob ich diese Intensität des Trainings auch durchgestanden hätte, wenn die Zeitung es nicht berichtet hätte, bezweifle ich aber. Deshalb bin ich aber auch sehr froh, dass ich so doch meinen Schweinehund im Endeffekt besiegen konnte.

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