Der Marathon von seiner harten Seite


AUSDAUERSPORT Sonja Hoogestraat und Marko Wolf kämpfen sich in Frankfurt ins Ziel

Athleten der LG Harlingerland trotzten Regen und Krämpfen. Am Ende hieß es nur noch durchzukommen.

FRANKFURT/HARLINGERLAND/RHÖ – Der Verlauf und Aufbau vieler Trainingseinheiten ist auf diesen einen Tag X ausgerichtet gewesen. Der 27. Oktober war schon lange im Kalender von Sonja Hoogestraat und Marko Wolf rot markiert. Die 32. Auflage des BMW Frankfurt Marathon war das Ziel der beiden Läufer von der LG Harlingerland. Drei Stunden hatten sie als Zeit anvisiert. In dermonatelangen Vorbereitung lief alles nach Plan, doch ein Marathon ist anders, lässt sich nicht einfach planen.

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Alles muss an diesem speziellen Tag bis in das Ziel hinein stimmen. Im extra dafür abgestimmten Training hatten Hoogestraat und Wolf 400 bis 500 Kilometer pro Monat abgespult, Intervall-Training, Grundlagentraining und eingestreute Wettkämpfe für die Härte standen auf dem Plan. Doch es kam alles ganz anders. Am Tag vor dem Marathon gab es beim Einlaufen noch optimale Bedingungen in Frankfurt, Sonne und 21 Grad, der Wettkampf durfte kommen. Auf der Marathonmesse hatten die Ostfriesen bei der Profivorstellung noch engen Kontakt zu den deutschen Marathon- Vorbildern der Laufszene wie Irina Mikitenko (Deutschlands erfolgreiche Langstreckenläuferin) und Falk Cierpinski.

In der Nacht änderte sich jedoch das Wetter, Gewitter und Starkregen setzten ein. Um halb acht am Wettkampftag lockerte es zunächst auf. Marko Wolf hatte an diesem Tag Geburtstag und war guter Dinge, doch das sollte sich noch drastisch ändern. Zum Start um 10.30 Uhr schlug das Wetter erneut um. Der tollen Stimmung an der Strecke tat das jedoch keinen Abbruch, mehr als 400 000 Zuschauer in den Straßen von Frankfurt ließen sich davon nicht abschrecken und feuerten die mehr als 15 000 Marathonläufer an. Eine tolle Atmosphäre an der Strecke, optimal für eine gute Zeit, dachten sich die Harlingerländer.

Bis Kilometer neun liefen beide gut zusammen. Dann stellten sich jedoch Magenprobleme bei Wolf ein, er musste sein Rennen sogar kurz unterbrechen. Lange Zeit musste Hoogestraat alleine laufen. Bei  Kilometer 21,1 (Halbmarathon) lag Hoogestraats Zeit bei 1:31:00 Stunden, etwas über der geplanten Marke, aber immer noch im Rahmen. Mittlerweile peitschte den Läufern der starke Wind und Regen ins Gesicht, gute Zeiten waren nicht mehr zu erwarten. Auch die Spitzenläufer hatten ihre Probleme, Rekorde waren ausgeschlossen. Völlig durchnässt verkrampften zuerst die Beine und anschließend der ganze Körper von Hoogestraat. Inzwischen war es ein richtiger Kampf, überhaupt noch das Ziel zu erreichen. Bei Kilometer 25 konnte die Emderin nur noch entkräftet gehen,  überlegte entnervt aus dem Rennen auszusteigen und stand sogar kurz. Zu diesem Zeitpunkt kam Marko Wolf wieder von hinten heran und motivierte  sie das „Ding“ jetzt gemeinsam durchzuziehen. Langsam ging es wieder einige Kilometer gemeinsam durch die Frankfurter Häuserschluchten voran, hierfür hatten aber die beiden Läufer kein richtiges Auge mehr, sie waren viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt und kämpften sich dem Ziel entgegen. Die harte Seite eines Marathons hatte beide voll erwischt. Die angestrebte Bestzeit war schon lange nicht mehr zu  schaffen. Marko Wolf bekam erneut Schwierigkeiten und musste mit Magenproblemen und von Krämpfen geplagt wieder abreißen lassen. Hoogestraat lief die letzten, nicht enden wollenden 15 Kilometer langsam dem Ziel entgegen. Ihr Ehrgeiz und die Ausdauer wurden dann doch noch belohnt, als beide beim Einlauf auf dem blauen Teppich in der Frankfurter Festhalle von 6500 Zuschauern klatschend und jubelnd empfangen  wurden. Da war es wieder, dieses Gänsehautgefühl, das die ständige Fragerei auf der Strecke „Warum tu ich mir das eigentlich an?“ weit in den  Hintergrund drängte. Zwar unzufrieden mit der eigenen Zeit, Hoogestraat mit 3:21:49 Stunden und Wolf mit 3:25:09 Stunden, waren dennoch beide  glücklich einen weiteren Marathon vollendet zu haben.

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