Groenhagen schafft Qualifikation für Triathlon Weltmeisterschaft


Achim Groenhagen wird Deutscher Meister seiner Altersklasse beim Triathlon in Kraichgau

Kraichgau/Bad Schönborn/RHÖ – Triathleten sind hart im Nehmen. Hochsommerliche Temperaturen von bis zu 34 Grad Celsius brachten die Eisenmänner nicht davon ab, für den ersehnten Zieldurchlauf in Kraichgau, bis zur maximalen Erschöpfung zu kämpfen. „Wenn es einfach wäre, wären wir Fußballer“ – den allseits beliebten Spruch verdienen sie sich wahrlich hart.

Aus Kraichgau-Triathlon – 70.3 Ironman Serie 2015

Beim Kraichgau-Triathlon, der erstmals in der 70.3 Ironman Serie ausgetragen wurde (vorher Challenge), war es mal wieder so ein Tag. Bei einem Ironman-70.3-Rennen werden 1,9 Kilometer geschwommen, 90 Kilometer auf dem Rad zurückgelegt und als Abschlussdisziplin wird die Halbmarathon-Strecke (21,1 Kilometer) gelaufen. Ironman 70.3 ist eine Triathlon-Rennserie der World Triathlon Corporation, die aus der Hälfte der Ironmandistanz besteht. Aus der Gesamtdistanz von 113 Kilometer, entsprechend 70,3 Meilen, leitet sich der Name ab. Zwei Ostfriesen wollten sich ebenfalls der Herausforderung an diesem Tag stellen, Achim Groenhagen (TC Oldenburg „Die Bären“, LG Harlingerland) und Clemens Köster (MTV Aurich) waren gemeinsam nach Kraichgau ins nordwestliche Baden-Württemberg angereist. Als erstes ging es für Groenhagen und Köster auf die Schwimmstrecke. Das Schwimmen zählt dabei nicht gerade zu der Lieblingsdisziplin von Groenhagen. Die Schwimmstrecke ist im Hardtsee, nach einem Wasserstart ist es ein Ein-Runden-Kurs. Hunderte begeisterte Zuschauer jubeln den Athleten beim Schwimmstart zu, eine einmalige Atmosphäre für die Teilnehmer.

Schon nach 30:15 Minuten, auf Position 37 liegend in seiner Altersklasse, stieg Groenhagen wieder aus dem Wasser. Im Gesamtfeld lag der Emder auf Platz 344 von 2500 Startern. Jetzt kam Groenhagens starke Raddisziplin, zügig ging es mit dem Rennrad in der Wechselzone auf die Strecke. Die Radstrecke ist sehr variabel, es gibt eine Vielzahl von schnellen Passagen, sowie viele kleine Anstiege. Ein Höhepunkt ist der große Anstieg auf den Schindelberg, wo Athleten einen fantastischen Blick über den ganzen Kraichgau haben. Im „Land der 1000 Hügel“, wie die Hügellandschaft im Kraichgau genannt wird, folgten viele kurze knackige Anstiege hintereinander und verlangten den Athleten dabei alles ab. Ironman 70.3-Rennen sind windschattenfreie Rennen – das heißt, auf der Radstrecke ist das Fahren im Windschatten verboten. Die sogenannte Windschattenbox beträgt dabei 10 mal 2 Meter und beginnt am Hinterrad des Vordermanns. In diesen Bereich darf nicht eingefahren werden. Groenhagen machte auf dem Rad schnell Platz um Platz gut und sammelte mit einem Schnitt von über 38km/h einen Konkurrenten nach dem anderen ein. Auf den letzten 10 Kilometern fuhr er einen Durchschnitt von über 43 km/h und hatte damit sogar die ersten Profistarter deutlich hinter sich gelassen. An der Spitze des Radfeldes legte der Profi Sebastian Kienle bereits den Grundstock für seinen späteren Sieg und konnte diesen Vorsprung auf der Laufstrecke ungefährdet verteidigen. 3:51:56 Stunden brauchte der 30-jährige aktuelle Weltmeister von Hawaii und legte dabei einen gehörigen Sicherheitsabstand zwischen sich und seinem Zweitplatzierten Trainingskollegen Andreas Böcherer aus Freiburg (3:58:06).

Nach 2:21:58 Stunden hatte Achim Groenhagen die 90 Kilometer auf dem Rad beendet und lag mit dieser Zeit überraschend, nur wenige Minuten hinter den Profis bereits auf Platz 42 im Gesamtfeld, bedeutend mit Platz drei in seiner Altersklasse M45-49. Jetzt ging es noch auf den abschließenden Halbmarathon von 21,1 Kilometern auf die Laufstrecke. Die Drei-Runden-Laufstrecke ist ein ganz besonderes Erlebnis für jeden Athleten, Tausende von Zuschauern jubeln permanent während des Laufes. Das Highlight ist auf jeden Fall der Zielbereich, an dem die Athleten zweimal vorbei kommen, bevor sie schließlich über die Ziellinie laufen. Derweil die schnellsten Profis bereits im Ziel waren, gehörte auch im Kraichgau der Applaus und die Anfeuerung der zig tausend Besucher am Streckenrand den Altersathleten. Jeder einzelne dieser Amateure kämpfte auf dem hügeligen Rundkurs, der dreimal zu durchlaufen war, mit sich selbst und der Hitze. Viele verbissen mit starrem Gesichtsausdruck oder einer fast schon verzweifelten Miene. Anders Achim Groenhagen, der Läufer der LG Harlingerland hatte letztes Jahr bereits, beim schwersten Triathlon der Welt auf Hawaii, gelernt mit der Hitze umzugehen. Auch auf seiner Paradedisziplin machte er noch weitere Platzierungen gut und war Topfit im Wettkampf unterwegs. Nach 1:21:59 Stunden war auch der Halbmarathon für den Ostfriesen bewältigt. Lohn aller Mühen war am Ende der Deutsche Meistertitel in seiner Altersklasse. Nach einer Gesamtzeit von 4:19:01 Stunden hatte er es sogar noch bis auf den 28. Platz in der Gesamtwertung zwischen die Profis geschafft. Dabei war diese Leistung vorher gar nicht abzusehen. Nach einem Radunfall im Training, konnte Groenhagen mehrere Wochen lang nicht trainieren, musste sogar die Duathlon Langdistanz Europameisterschaft (Laufen-Rad-Laufen) in Hoorst aan de Maas (Niederlande) absagen. Mit dieser hervorragenden Leistung qualifizierte er sich für die Weltmeisterschaft Ende August in Salzburg (Österreich) im Zell am See. „Da die Weltmeisterschaft nach Kanada im letzten Jahr, diesmal günstig in Europa stattfindet, quasi vor der Haustür, werde ich diese natürlich wahrnehmen.“, freut sich Groenhagen. Im nächsten Jahr müsste er zur Weltmeisterschaft sogar bis nach Australien fliegen. Mit dem Ergebnis von Kraichgau hätte er sich auch zugleich wieder für den Ironman Triathlon auf Hawaii qualifiziert, der VW Angestellte wird aber stattdessen beim Ironman Mallorca auf der Langdistanz im September an den Start gehen. Auch der Auricher Clemens Köster erreichte nach 5:09:49 Stunden erfolgreich das Ziel und belegte den 97. Platz in seiner Altersklasse M40-44, Platz 757 im Gesamtfeld.