Kona, Hawaii: „Achim, you are an Ironman“


Groenhagen liefert grandiosen Wettkampf seines Lebens beim Ironman Hawaii ab

Der Emder beendet den schwersten Triathlon der Welt als bester Deutscher seiner Altersklasse

Hawaii/Kona/RHÖ – Viele Sportbegeisterte in der Heimat wünschten dem sympathischen Emder einfach nur eine erfolgreiche Zielankunft beim schwersten Triathlon der Welt, mehr hatte er sich selbst auch nicht vorgenommen. Dass der Emder jedoch einen so gigantischen Wettkampf unter diesen klimatischen Bedingungen abliefern würde, dürfte auch ihn selbst überrascht haben. Groenhagen war eine Woche früher angereist um noch einige Tage auf Kona trainieren zu können. Eine erste freudige Überraschung erlebten Achim und Ehefrau Angelika Groenhagen bereits vor dem eigentlichen Wettkampf. Mit Ramona Reemts und Ingo Janssen waren spontan zwei bekannte und befreundete Läufer aus Emden angereist und unterstützen Achim tatkräftig an der Strecke. Die Beiden waren für ihren Arbeitgeber beruflich in China unterwegs und hatten es sich nicht nehmen lassen von dort aus 18 Stunden lang anzureisen.

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„Aloha, die Spannung hier steigt und alle können es nicht mehr abwarten. Aber die Klimatischen Bedingungen sind hier die Hölle und werden alles abverlangen. Ich hoffe, ich komme nur gut durch und darf mich am Samstagabend als Ironman bezeichnen.“, postete Groenhagen noch voller Respekt am Tag zuvor in die Heimat und an die Vereinskollegen der LG Harlingerland. Am Donnerstagmorgen wurde mit Trainer Ralf Lindschulten aus Hannover, anhand der vorangegangenen Leistungsdiagnostik auf dem Laufband und Ergometer, via Skype noch die letzte taktische Vorgabe besprochen.

Zunächst starteten die Profis um kurz nach sechs Uhr in der Bucht von Kealakekua Bay mit der Schwimmdisziplin, um ihren Weltmeister auf Hawaii im Triathlon der Langdistanz zu ermitteln. Kurz darauf brodelte das Wasser als die über 2000 qualifizierten Agegrouper (Altersklassen Athleten), sich mit einer Verzögerung hinter den Profis in das Wasser stürzten. Zunächst ging es hinaus auf das offene Meer gegen die Strömung, hoher Wellengang erschwerte zusätzlich die Schwimmdistanz und kostete bereits viel Kraft auf der 3,8 Kilometer langen Schwimmstrecke im Pazifischen Ozean. Groenhagen und Trainer hatten ganz bewusst eine Defensive angehensweise beim Schwimmen gewählt, um nicht zu viel Kraft gleich am Anfang des Wettkampfes zu verschwenden. Geplant war hinten raus auf seinen Paradedisziplinen dem Rad und anschließend möglichst noch auf der Laufstrecke genügend Leistung bringen zu können.

Zurück am Pier von Kaiula-Kona kam langsam die Sonne über die Berge und die Temperaturen zogen an. Aus dem Wasser ging es zügig in die Wechselzone, um auf das Rennrad zu steigen. Nach dem Schwimmen lag der Läufer der LG Harlingerland mit 1:10:39 Stunden auf Platz 105 in seiner Altersklasse. Dann startete die grandiose Aufholjagd von Achim Groenhagen und er machte auf jeden gefahrenen Kilometer auf dem Rad Platz um Platz gut. Auch die extrem unangenehmen starken Winde und die Hitze auf dem Queen Kaahumanu Highway entlang der Küste konnten den VW Angestellten auf der 180 Kilometer langen Raddistanz nicht aufhalten. Stets mit genügend Abstand auf das Verbot des Windschattenfahrens achtend, flog er förmlich an seine Konkurrenten vorbei. An Schlaf war aber auch in der Heimat in dieser Nacht nicht zu denken, als die mit fiebernden und Daumen drückenden Fans die guten Ergebnisse im Internet mit verfolgten, fernab von den wenigen Kamerabildern im HR Fernsehen, die sich an der Profispitze um die Deutschen Triathleten, dem späteren Sieger Sebastian „Sebi“ Kienle und dem Drittplatzierten Jan Frodeno kümmerten.

Im Netzwerk war in der Nacht bis 5 Uhr morgens reges posten angesagt und die Begeisterung stieg, als man freudig bemerkte wie stark ihr Vereinskollege auf Hawaii unterwegs war. Die taktisch kluge und von Groenhagen gut umgesetzte Renneinteilung schien auf zu gehen und der Emder ging nach 4:58:31 Stunden bereits an Position elf liegend, von der Wechselzone auf die abschließenden 42,2 Kilometer der Marathonstrecke über. Mittlerweile hatte sich die Mittagshitze voll ausgebreitet und der Asphalt der Laufstrecke war schon auf 70 Grad Celsius erhitzt. Jetzt lagen vor Groenhagen noch die teils kräftezerrenden, mit bis zu zehn Prozent steilen, gebirgigen Anstiege. Auf der circa 10 Kilometer langen Straße des Alii Drive vom Zentrum Kailua-Konas bis nach Keauhou spielen sich beim Ironman Hawaii alljährlich dramatische Szenen ab. Angetrieben von der unermüdlichen Ansage des Streckensprechers „You are an Ironman“, quälen sich vor allem viele Altersklassen Athleten verbissen bis ins Ziel. Auch die berüchtigten Lavafelder auf dem Big Island, mit Temperaturen bis zu über 40 Grad Celsius wollen erst einmal bezwungen werden. Groenhagen lieferte jedoch weiterhin konstant und ohne Schwächen einen starken Wettkampf ab.

Bis zum Halbmarathon konnte der Hawaii Rookie weitere Platzierungen gutmachen, sammelte einen Gegner nach dem anderen ein und lag in seiner Altersklasse schon auf dem fünften Platz. Auf den letzten 21 Kilometer leistete er sich einen harten Dreikampf auf der Strecke, mit wechselnden Platzierungen. Das Energy Lab markiert nach 28 Laufkilometern einen Meilenstein, von hier aus geht es endlich zurück nach Kona. Allerdings verläuft die Strecke zum Teil leicht bergauf, so dass die Athleten sich wünschten, sie könnten hier mehr Energie tanken, als nur in Form von Wasser und Gels. Energy Lab bezeichnet die Kurzform von Natural Energy Laboratory of Hawaii Authority, einer Forschungsstation in den Lavafeldern und einen wichtig markanten Punkt auf der Laufstrecke. So manche Zielankunft wird hier in der gnadenlosen Hitze vereitelt und viele Läufer müssen den extremen Bedingungen Tribut zollen, geben entkräftet und von Krämpfen geplagt auf. Doch auch zu diesem Zeitpunkt macht der Athlet aus Ostfriesland immer noch einen starken Eindruck und geht konzentriert zu Werke. Jede Wasserstelle wird ausgiebig genutzt um ja genügend Flüssigkeit aufzunehmen, die extrem süßen, hochkalorischen Gels werden diszipliniert, früh genug nach Plan eingenommen, obwohl man eigentlich noch gar keinen Hunger verspürt. Auch der Kalorienverbrauch war in der vorangegangenen leistungsdiagnostischen Untersuchung genau ermittelt worden. Gerade die frühzeitige Energieaufnahme und das ausreichende Trinken auf dem Rad und beim Laufen sind dabei mit entscheidend, bei diesem extremsten Triathlon der Welt, auf der Langdistanz unter solchen schweren Bedingungen.

Dann war das Ziel endlich in Sichtweite und unter großem Applause und Jubel der Zuschauer konnte Achim Groenhagen bei der Zielüberquerung den Emotionen endlich freien Lauf lassen. Der Streckensprecher begrüßte den Deutschen nun auch als echten Ironman im Ziel. Am Ende lief der ehemalige Fußballer den Marathon in starken 3:12:39 Stunden. Die Anspannung fiel herab und er konnte endlich den Lohn der Mühen genießen, nach monatelanger Entbehrung, ausschließlich gesunder sportlicher Lebensweise und hartem Training, überwog jetzt die Freude und drängte die geleistete Anstrengung und Strapaze wieder in den Hintergrund. Mit einer beeindruckenden Gesamtzeit von 9:29:32 Stunden holte er sich nach 226 Kilometer Gesamtdistanz den sechsten Platz in seiner Altersklasse und wurde damit bester Deutscher in der Platzierung. In der Gesamtwertung landete Achim Groenhagen auf dem 135. Platz von über 2000 gestarteten Athleten. Ein Zeichen, wie schwer das diesjährige Rennen war, zeigt ein Blick auf die Kursrekorde in den Altersklassen. Bis auf eine Ausnahme blieben die Bestzeiten unberührt und die Siegerzeiten lagen deutlich über den Rekordzeiten. Jetzt ist zur Belohnung zunächst noch Erholung und Urlaub auf Honolulu und Maui angesagt, bevor es zurück in die Heimat geht.

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